Warum ich meine Schafe so liebe und was es mir bedeutet, Schafbäuerin zu sein

Gerhild mit Schaf

So, jetzt sitze ich also wieder am PC, mit einer Tasse Tee in der Hand, und überlege, worüber ich euch heute schreiben könnte. Es gibt so viele Geschichten, so viele Momente, die mir durch den Kopf gehen. Aber wenn ich ehrlich bin, geht es mir heute besonders um eines: Warum ich die Arbeit als Schafbäuerin so sehr liebe und was meine Schafe und Lämmer für mich bedeuten.

Die besondere Verbindung zu meinen Schafen

Vielleicht ist es die Stille auf der Weide, die mir so gut tut. Die Weite des Grases, der Wind, der sanft über das Land streicht. Und dann sind da die Schafe. Diese ruhigen, fast meditativen Wesen, die mit mir eine tiefe Verbindung teilen. Wenn ich durch die Weide gehe, spüren sie mich. Und ich spüre sie. Es ist ein seltsames, fast unsichtbares Band, das sich zwischen uns spannt. Sie kommen zu mir, drücken sich an mich, lassen sich streicheln, und in diesen Momenten – wenn alles andere still ist – ist da einfach nur dieses Gefühl von Frieden. Keine Worte, keine Erklärungen nötig. Ich kann mich fallen lassen, einfach nur fühlen. Und irgendwie weiß ich: Sie spüren, wie es mir geht. Sie sehen meinen Gefühlszustand – und in diesen Momenten brauche ich keine Sprache, keine Fragen. Es ist, als ob sie mit mir „sprechen“, ohne ein einziges Wort zu sagen.

Gemeinsam als Paar auf dem Bauernhof

Ein weiterer Grund, warum ich die Arbeit als Schafbäurin so liebe, ist natürlich mein Ehemann, Thomas. Wir sind ein Team – und das bedeutet nicht nur, gemeinsam auf der Weide zu stehen oder Zäune zu reparieren. Es bedeutet auch, gemeinsam auf alte Höfe zu fahren, wo der Weg immer schmaler wird und man sich fragt, ob überhaupt noch jemand dort lebt. Doch immer weiter, bis ganz oben auf den Bergen oder in den versteckten Tälern finden wir Bauernhöfe, die so abgelegen sind, dass sie fast schon wie ein Geheimtipp wirken. Es ist eine besondere Erfahrung, diese Orte zu sehen – mit Thomas an meiner Seite, gemeinsam in die Berge zu fahren, mit der Schafherde zu arbeiten, Zäune zu setzen oder die Tiere auf die Alm zu bringen.

Zusammen wachsen – In der Arbeit und in der Beziehung

Diese gemeinsamen Erlebnisse stärken unsere Beziehung auf eine ganz andere Weise. In diesen Momenten, wenn wir zusammen arbeiten, reden wir viel – über alles und haben auch Spaß. Ja, manchmal fliegen aber auch die Worte, wenn wir uns streiten oder uns die Arbeit schwer fällt. Aber gerade das gehört dazu. Wir wachsen zusammen, nicht nur als Paar, sondern auch als Menschen. Denn durch diese Arbeit, diese Stunden auf der Weide, lernen wir, uns noch besser zu verstehen und uns gemeinsam neuen Herausforderungen zu stellen. Und am Ende des Tages, wenn wir beide völlig erschöpft sind, ist diese Müdigkeit eine andere. Es ist das gute Gefühl, etwas geschaffen zu haben – etwas, das man sehen kann, das greifbar wird. Das ist es, was unsere Arbeit so besonders macht.

Begegnungen, die uns inspirieren

Aber es sind nicht nur die Stunden mit Thomas, die ich genieße. Es sind auch die Begegnungen mit anderen Menschen – alte Bäuerinnen und Bauern, junge Bäuerinnen, Bauern, die wir bei der Arbeit treffen. Der Austausch, die Geschichten, die sie uns erzählen, die unterschiedlichen Sichtweisen, die uns inspirieren und uns wieder neue Energie geben, unsere Arbeit voranzutreiben. Manchmal treffen wir auf Höfen, die so abgelegen sind, dass man denkt, hier gibt es nur noch Ruhe und Natur – aber genau das ist es, was die Arbeit für uns so besonders macht. Diese Verbundenheit zu den Menschen und zur Natur.

Die Herausforderung der Direktvermarktung – Verantwortung und Wertschätzung

Natürlich gibt es auch Momente, da fällt es mir schwer. Wenn wir zum Beispiel auf einer Steilfläche Zäune setzen müssen und ich das Gefühl habe, ich komme nicht mehr voran, dann – ja, dann sausen mir die Schimpfwörter nur so durch den Kopf. Aber auch das gehört dazu. Es ist befreiend, diese Frustration einmal rauszulassen. Und dann, wenn wir am Ende des Tages oben auf dem Hügel stehen und um uns herum blicken, mit der Schafherde hinter uns, dann ist da dieses Gefühl von Glück und Erfüllung. Wenn die Schafe mir nachgehen, wenn sie mir vertrauen, wenn sie sich von mir führen lassen – das ist für mich ein unbeschreibliches Glücksgefühl.

Aber, und das ist ein Teil meiner Arbeit, den ich nicht außen vor lassen kann, ist es auch die Verantwortung, die wir als Direktvermarkter tragen. Wir leben davon, ja, aber vor allem legen wir höchsten Wert darauf, dass alles, was wir tun, im Einklang mit unseren Werten und Prinzipien steht. Jedes einzelne Tier wird bei uns mit größtem Respekt behandelt. Von der ersten bis zur letzten Stunde. Nose to tail, wie man so schön sagt – nichts wird weggeworfen, alles wird wertgeschätzt und genutzt. Diese „Zero Waste“-Philosophie ist nicht nur ein wirtschaftlicher Aspekt, sondern eine Lebenseinstellung, die in uns verwurzelt ist.

Unser Schlachtraum – Verantwortung und Achtsamkeit im Umgang mit Tieren

Und hier kommt auch unser Schlachtraum ins Spiel. Bei uns passiert alles direkt auf dem Hof – vom Schlachten bis hin zur Verarbeitung. Unser Sohn Frederic übernimmt diesen schwierigen, aber notwendigen Teil der Arbeit. Es ist nie leicht für mich, und ich gebe zu, dass es immer wieder eine emotionale Herausforderung ist. Es ist nie einfach, ein Tier zu schlachten. Doch ich weiß, dass es Teil des Lebens ist – und dass es notwendig ist, wenn man im Einklang mit der Natur und den Tieren leben möchte. In unserer Familie übernehmen wir diesen Prozess mit der größten Sorgfalt und Achtsamkeit. Wir zerlegen das Fleisch, verwursten es, die Felle lassen wir gerben und alles passiert bei uns, hier auf dem Hof, mit Respekt für jedes einzelne Tier. Es gibt keine unnötige Verschwendung, und das ist ein Gefühl, das uns als Familie, als Schafbauern, sehr stolz macht.

Ein Leben voller Verantwortung, Arbeit und Erfüllung

Ich weiß, dass nicht jeder diese Tiefe des Prozesses verstehen kann, aber es ist für uns der einzige Weg, wie wir unsere Arbeit und unsere Tiere wirklich wertschätzen können. Es ist ein Teil unseres Lebens, und auch wenn es oft schwer ist, gehört es einfach dazu. Wenn man Tiere aufzieht und für ihre Nahrung sorgt, muss man auch bereit sein, die Verantwortung zu übernehmen und ihre Reise bis zum Ende zu begleiten. Es ist kein einfacher Teil der Arbeit, aber er gehört zur Realität des Lebens auf einem Bauernhof – und er gibt uns die Möglichkeit, jedes einzelne Tier von Anfang bis Ende zu begleiten.

Und das wissen auch unsere Kunden. Sie schätzen es, dass alles, was wir tun, mit Achtsamkeit und Verantwortung passiert. Sie wissen, dass sie nicht nur ein Produkt kaufen, sondern dass jedes Stück Fleisch oder Produkte wie ein Schaffell die Geschichte eines Tieres erzählt, das mit Respekt und Hingabe aufgezogen wurde. Und das ist etwas, das man nicht kaufen kann – das ist etwas, das man nur leben kann.

Unsere Philosophie – Leben im Einklang mit der Natur

Das ist unsere Lebensphilosophie. Wir geben alles für unsere Tiere, für die Qualität und für die Nachhaltigkeit. Wir wollen, dass unsere Arbeit nicht nur unseren Lebensunterhalt sichert, sondern auch denjenigen, die bei uns kaufen, etwas gibt – mehr als nur ein Produkt. Wir wollen, dass sie den Wert dessen erkennen, was wir tun, und dass sie sich gut fühlen, wenn sie unsere Produkte genießen. Und ich kann mit Stolz sagen, dass es genau diese Art von Arbeit ist, die mir so viel bedeutet.

Ich weiß, dass nicht jeder diese tiefe Verbindung zur Natur und zu den Tieren spüren kann. Es gibt nicht nur schöne Momente, das Leben am Bauernhof ist mit harter, schwerer Arbeit verbunden, jeder Tag ist anders. Ein Leben, das mit jedem Tag neue Geschichten schreibt. Und diese Geschichten, die möchte ich mit euch teilen.

 

Eure Gerhild

Weide mit Lamm
Alles vom Schaf | SHOAFbauer

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