Jeder Tag beginnt für mich mit der Arbeit auf dem Hof – der frischen Luft, den Lämmern und Schafen. Doch dann, irgendwann, kommt dieser Teil des Tages, auf den ich gar nicht scha(r)f bin: Bürozeit. Die Zeit, in der ich mich hinter dem Schreibtisch verschanzen muss, um mich dem Berg an Papier zu stellen. Das alles gehört dazu, wenn man einen bäuerlichen Betrieb hat. Aber ganz ehrlich, es fühlt sich an wie das Gegenteil von Freiheit. Ich will einfach raus, zu den Tieren, in die Natur, wo das Leben noch handfest und nicht von Zahlen und Bürokratie bestimmt ist.
Der Papierkram und die Bürokratie – kein Ende in Sicht
Die Buchhaltung ist eine der Aufgaben, sie ist notwendig, Statt den Schafen beim Grasen zuzusehen, sitze ich da, tippe in Programme wie SZ-Online und e-ama, aktualisiere die Tierstammdaten und kämpfe mich durch die Formulare. Und das alles für die Bürokratie, die einem das Leben nicht unbedingt erleichtert.
Es wäre so viel einfacher, wenn alles automatisiert wäre, wenn die Programme miteinander kompatibel wären und man nicht jedes Mal alles neu eingeben müsste. Dies war leider auch diese Saison notwendig. Aber nein, das Leben als Bäuerin bedeutet eben auch, mit Dingen zurechtzukommen, die nicht immer logisch erscheinen. Und wenn ich dann die Ohrmarken meiner Schafe eintippe – jede Nummer, jedes Schaf – dann dreht sich alles in mir, weil der Ziffernsturz bevorsteht.
Jedes Schaf, jedes Detail zählt – ein Ziffernsturz mit Folgen
Unser Betrieb hat mehr als 300 Mutterschafe. Da kann es schon mal passieren, dass ich am Computer etwas falsch übertrage, wenn ich beim Eingeben der Ohrmarken auf die falsche Taste drücke. Jedes Schaf hat nämlich zwei Ohrmarken: eine gelbe, behördliche Nummer mit AT-Nr., elf Ziffern lang, und eine größere farbliche für die Eigenkontrolle. Und wenn dann bei der Übertragung die Zahlen nicht passen oder ich nicht richtig höre, weil die Schafe einmal laut blöken, dann passiert es schnell, dass man einen Fehler macht. Und zack – Ziffernsturz!
Das ist der Moment, in dem ich mich am liebsten einfach nur in die Wiese setzen würde, mit den Tieren zusammen, die mich nicht nach einem Zahlendreher fragen. Aber dann gibt es diese Momente, wo ich laut werde, wenn nichts funktioniert, und man sich über die Programme ärgert, die nicht zusammenarbeiten. Dann fliegen auch schon mal Schimpfwörter durch die Luft. Ich weiß, das klingt nicht sehr professionell, aber es tut dann gut, wenn ich Dampf ablassen kann.
Bürokratie und der Wunsch nach Arbeitserleichterung
Es ist schwer, die Bürokratie zu lieben, wenn du weißt, dass du eigentlich schon genug zu tun hast, ohne dich um diese unzähligen Formalitäten kümmern zu müssen. Aber ich weiß, dass es nötig ist. Es geht um Transparenz und um die Einhaltung der Vorgaben für die AMA-Betriebskontrollen. Und natürlich wollen wir als Betrieb korrekt sein, denn das ist die Grundlage für das Vertrauen unserer Kunden und den Erfolg unserer Arbeit. Also muss ich mich da durchkämpfen, auch wenn es mir keine Freude macht.
Trotzdem ist es nicht immer nur Frust. Irgendwann komme ich dann doch zu dem Punkt, an dem ich denke, dass wir vielleicht irgendwann eine Erleichterung bekommen. Wir sind ständig an Verbesserungen interessiert, und die Suche nach einer Lösung, die uns die Arbeit im Büro ein Stück weit vereinfacht, bleibt ein Thema. Das dauert zwar oft länger als gedacht, aber es bleibt mein Ziel.
Weiterbildung und der ständige Kampf um die besten Programme
Neben der Büroarbeit und der Dokumentation gibt es auch noch Schulungen, die man absolvieren muss. Es ist eine gute Gelegenheit, sich selbst weiterzubilden, Meinungen zu sammeln und sich ein eigenes Bild von neuen Programmen oder Initiativen zu machen.
Trotz all der Herausforderungen und der Büroarbeit bleibt eines klar: Die wahre Freude finde ich in der Arbeit mit meinen Tieren, in der frischen Luft und dem Leben auf dem Hof – und solange ich die Schafe habe, werde ich weiterhin mit Herz und Hingabe für meinen Betrieb arbeiten.
Eure Gerhild